Katja Strunz

 

Raum Garten

 

Der Philosoph Bjung Chul Han reflektiert in seinem Essay Gegenkörper über ein Gedicht von Peter Handtke: Der leichte Druck, eine alte Eisentür zu öffnen, macht glücklich. Du musst dich an eine alte Tür lehnen, um sie zu öffnen. Die elektrische Tür hält sich jedoch nicht gegen den menschlichen Körper, und in digitalen Strukturen geht der Widerstand, mehr noch der Widerstand eines Gegenstands, verloren.

 

Als ich Markus Schallers Skulpturen zum ersten Mal sah, wie er sich auf die Physik der Gegenstände verlässt, fiel mir ins Auge - ich fand diesen Gegenkörper in seinen Skulpturen, und das faszinierte mich von Anfang an an seiner Arbeit: Er integriert die Schwerkraft der Welt und die Schwere der terrestrischen Struktur - darum schultert er Schwermetall und bevorzugt reine Materialien - "oder vielleicht kommt es von seinem Wunsch, damit zu arbeiten".

 

Heutzutage, in unserer Zeit, verschwinden der Körper und die Gegenstände. Die Welt wird immer mehr durch Medien repräsentiert. Es mag ein zentrales Ziel von Markus Schaller sein, diesem Prozess zu widerstehen und damit Materialisierungen und Verkörperungen zu schaffen. Nach Giorgio Agamben ist der Zeitgenosse Teil unserer Zeit und eine andere Zeit. Der Widerspruch des Zeitgenossen ist seine Unzeitgemäßheit.

 

Als ich die alte Eisentür zu Markus Schallers Atelier, das sich in einem frühen Industriegebiet in Berlin befindet, betrat, entdeckte ich mehrere schrullige Großmaschinen, die in früheren Zeiten in der Metallverarbeitung eingesetzt wurden - eine Schmiede und ein Kamin, mehrere Hämmer hängen an der Wand.

 

 

Als ich die alte Eisentür zu Markus Schallers Atelier, das sich in einem frühen Industriegebiet in Berlin befindet, betrat, entdeckte ich mehrere schrullige Großmaschinen, die in früheren Zeiten in der Metallverarbeitung eingesetzt wurden - eine Schmiede und ein Kamin, mehrere Hämmer hängen an der Wand.

 

Markus Schaller arbeitet an einer neuen Werkreihe aus Aluminium. Durch das Einpressen präziser geometrischer Formmuster in eine zweidimensionale Aluminiumplatte entfaltet sich eine dreidimensionale Plastizität, die sich als Wechselwirkung von Druck und Widerstand entfaltet. Ich wundere mich, wenn diese Muster in das Aluminium geformt oder aus ihm herausgehoben werden. In dem hellen Licht, das durch die großen Atelierfenster fällt, erscheinen diese universellen astronomischen Strukturen, die ursprünglich von Keppler gemappt wurden, als Offenbarung einer inneren Struktur - wie eine höhere Auflösung einer inneren Architektur, wie eine makroskopische Erregung.

 

Gleichzeitig reflektiert die äußere Raumumgebung auf dem glänzenden Aluminiumschirm. Während ich mich vor der Arbeit bewege, durchdringen sich Licht und Raum. Der optische Eindruck dieser Arbeiten ist nicht nur repetitiv, sondern ein lebendiger Prozess, eine projektive Weite innerer und äußerer Muster.

 

 

 

 

Berlin 2017

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